Gestern, heute, morgen: Wir nehmen Sie zum Jubiläum mit auf eine spannende Reise durch die Verlagsgeschichte, die Abteilungen unseres Hauses und das Leben im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung.
Von Ulrike Dietz
Der Letzte macht das Licht aus: So lautet der Titel meiner Instagram-Story vom 18. März 2020. Hinterlegt ist sie mit einem kurzen Video, in dem ich den Lichtschalter in der Redaktion umlege. Das Büro in der Geseker Bäckstraße wird schwarz.
Dieser Tag – es war ein Mittwoch – sollte mein letzter (halbwegs) normaler Arbeitstag für eine ganze Weile sein. Ein kleines Virus namens Corona war gerade dabei, die gesamte Welt auf den Kopf zu stellen. Wie lange, das wussten wir damals noch nicht. Und das war vielleicht auch gut so.
Vor Ort neue Geschichten entdecken, mit den Leuten ins Gespräch kommen, Veranstaltungen besuchen: Das ist eigentlich das, was unsere Arbeit als Journalisten ausmacht. Das meiste davon fällt mit der Pandemie aber erst mal weg. Der Lockdown stellt den Redaktionsalltag völlig auf den Kopf.
Reporter im Homeoffice: Das hört sich erstmal paradox an, klappt aber auch von der technischen Seite besser als erwartet. Innerhalb eines halben Tages sind alle Rechner ans Firmennetz angeschlossen, Video- und Telefonkonferenzen schnell eingerichtet. Trotzdem ist es erstmal komisch, dass der neue Arbeitsplatz nur wenige Meter vom Sofa entfernt ist. Dass man aber auch einfach mal in Joggingbuxe am Schreibtisch sitzen kann, hat schon was für sich.
Worüber berichten, wenn nichts stattfindet, das ist nun die große Frage. Am Anfang hält die Pandemie selbst uns über Wasser. Gibt es schon Infektionen im Kreis Soest, wann sollten mir Symptome Sorgen machen, bringen Masken überhaupt irgendwas und wie sieht’s mit der Impfung aus? Alle sind verunsichert, der Informationsbedarf ist groß. Das gilt übrigens auch für uns Redakteure.
Nachdem die elementarsten Dinge geklärt sind, rücken andere Fragen rund um Corona in den Fokus. Wie läuft der Distanzunterricht in den Schulen, wie wuppt die heimische Wirtschaft die Pandemie und macht es jetzt wirklich Sinn, sich ein Haustier anzuschaffen sind nur einige der Fragen, die wir zu beantworten versuchen.
Glücklicherweise und auch ein wenig überraschend füllen sich die Zeitungsseiten trotz der dünnen Terminlage: Wir stellen unter anderem Fitnessübungen für zu Hause vor, geben Podcast-Tipps oder fragen lokale Restaurants, was sie uns Leckeres liefern können.
Als sich die Pandemielage zwar etwas entspannt, aber trotzdem noch keine größeren Veranstaltungen wie Schützenfeste stattfinden, machen wir einfach unser eigenes – wenn auch mit etwas mehr Abstand. Beim Patriot-Schießen in der Schwalbe in Oechtringhausen ermitteln wir den ersten – und hoffentlich auch letzten – Corona-König.
Je länger die Ausnahmesituation dauert, umso mehr kippt aber leider auch die Stimmung. Bisweilen stehen wir Journalisten selbst in der Schusslinie von Corona-Leugnern und Impfgegnern. Alle Seiten beleuchten, lautet stets unsere eiserne Regel. Sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die zum Teil die Wissenschaft in Frage stellen, fällt dennoch nicht immer leicht. Zu Recht besorgte Menschen von Schwurblern zu unterscheiden, übrigens auch nicht.
Not macht erfinderisch – so lautet schließlich mein ganz persönliches Fazit zum Zeitung machen in der Pandemie. Und ich finde, das hat trotz der Ausnahmesituation richtig gut geklappt.